Netzwerkanalyse ist gleichzeitig ein statistisches Instrumentarium zur
Analyse [von] Netzwerken und eine Theorieperspektive. Diese Theorieperspektive behauptet
die Bedeutsamkeit der Netzwerke, des Eingebettetseins von individuellen oder korporativen Akteuren für deren
Handlungsmöglichkeiten. (Jansen 2006, 11)
[N]etworks permeate science, technology, business and nature to a much
higher degree than it may be evident upon a casual inspection [...] most networks are driven by common
organizing principles. (Barabási 2016, chapter 1)
Was ist Netzwerkanalyse?
Theorieperspektive
Forschungsansatz fokussiert auf Relationen statt Entitäten
network flow
Integration von Mikro- und Makroansätzen
ermöglicht es, emergente oder systemische strukturelle Eigenschaften von Systemen aufzuzeigen
ermöglicht Quantifizierung von Forschungsergebnissen und "Intuitionen"
Eingesetzt u. a. in der Soziologie, Biologie und Medizin, Organisationspsychologie/-soziologie, Verkehrs- und Kommunikationsforschung, ...
Was ist Netzwerkanalyse?
Statistisches Instrumentarium
Statistik
Matrix Algebra
Graphentheorie
Soziale Netzwerkanalyse
Visualisierung
Was ist Netzwerkanalyse nicht?
→ Forschungsfrage ist entscheidend um volles Potential auszuschöpfen.
Herausforderungen
archäologischer Netzwerkanalyse
Komplexe Datensets
Definition: Was sind Knoten, was sind Kanten?
Abgrenzung: Wie wird das Netzwerk abgegrenzt? Welche Daten fließen in die Analyse ein?
Auswirkungen von Datenqualität und Überlieferungslage
Komplexe, multimodale oder multiple Netzwerke
Welche Maße sind aussagekräftig? Was bedeuten sie in dem jeweiligen Kontext und hinsichtlich der jeweiligen Forschungsfrage?
Teil des Forschungsprozesses, kein Ersatz
Sind die Daten wirklich geeignet für eine netzwerkanalytische Betrachtung?
Should you do network analysis?
Beispiele archäologischer Netzwerkanalyse
The Small World of the Vikings
Networks in Early Medieval Communication and Exchange
Untersucht wikingerzeitlichen Fernhandel anhand der Vita Anskarii und der Verteilung von Objekttypen in einer Reihe frühwikingerzeitlicher Fundstellen in Südskandinavien
Knoten: 72 archäologische Fundstellen; Kanten: Vorkommen von 31 Objekttypen
Ergebnis: Das Handelsnetzwerk der Wikingerzeit weist zwar eine kleine Anzahl von Zentren (Hubs) auf, erweist sich ansonsten aber als spärlich vernetzt und damit wenig robust
Analyse des spätgeometrischen Gräberfeldes von Pithekoussai
Affiliation Network: Gräber und Kulturregionen
Ergebnis: Keine griechische Gründung, sondern starke lokale Einflüsse
L. Donnellan, A networked view on ‘Euboean’ colonisation. In: L. Donnellan/V. Nizzo/G.-J. Burgers (Hrsg.), Conceptualising early Colonisation (Brüssel/Rom 2016) 149-166.
Roman bazaar or market economy?
Explaining tableware distributions through computational modelling
Evaluation zweier theoretischer Modelle zur Verteilung römischer Keramik: Peter Bangs ‘Roman bazaar’ und Peter Temins ‘Roman market economy’ mit netzwerkanalytischen Methoden
MERCURY: an agent-based computational model of tableware distribution
Ergebnis: bestätigt die Bedeutung integrierter Märkte (Temin), zeigt jedoch auch die Bedeutung anderer, bisher unberücksichtigter Faktoren
→ Kombination von Netzwerken und ABM zeigt neue Forschungsrichtung auf und macht Ergebnisse falsifizierbar
directed: 16 Typen von möglichen Triaden (Triadenzensus)
Cliquen, n-Cliquen, k-Plexe, k-Cores, etc.
Ego- und Gesamtnetzwerke
One- und Two-Mode-Netzwerke
04
Praktischer Teil
Daten
F. Schopper, Das urnenfelder- und hallstattzeitliche Gräberfeld von Künzing, Lkr. Deggendorf (Niederbayern). Mat. Bronzezeit Bayern 1 (Regensburg 1995).
235 späturnenfelderzeitliche Gräber
Funde, Befunde, Anthropologie, Tierknochen
Vorläufige Testdaten für Tutorial
Netzwerkeigenschaften
Two-Mode-Netzwerk:
Knoten: Gräber und Objekttypen (Definition!)
Kanten: Vorkommen dieser Typen in Gräbern
Attribute
id, name: Eindeutige IDs vergeben!
group: 3 Gräbergruppen nach Schopper (Nord-, Mittlere und Südgruppe)
ditch: Befunde - Kreisgraben oder Grabgarten (primäre/sekundäre Bestattungen)
burial: Anthropologische Alters- und Geschlechtsbestattung; bei Dreierbestattungen "triple"
Ungewichtet: Anzahl Objekte pro Grab nicht berücksichtigt
Unterschiede in Vorkommen einzelner Objekte pro Gruppe, z. B. mehr Pfeilspitzen in Nordgruppe, mehr Schädelrondeln und Schaukelringe im Süden
Forschungsfrage
In diesem Fall z. B.: Können Unterschiede in der Netzwerkstruktur der einzelnen Gräbergruppen Hinweise auf unterschiedliche Eigenschaften der Gruppen geben?
→ Forschungsfrage beeinflusst untersuchte Eigenschaften und Netzwerke
11. Workshop HNR: Stories und Strukturen: Faktuale und fiktionale Texte in der Historischen Netzwerkforschung (CfP bis 01.03.2017)
30.08.-03.09.2017, Maastricht
EAA 2017, Session "Archaeological networks and social interaction. Towards an application of network analysis and network concepts in social archaeology" (CfP bis 01.03.2017)
26.-29.09.2017, Mainz
EUSN 2017: Third European Conference on Social Networks (CfP bis 31.03.)